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40 Jahre Johanniter Ostbayern - Teil 1: Der Spirit der Hospize

Was 1983 im Ortsverband Wenzenbach-Bernhardswald mit ersten kleinen Schritten rund um Ausbildung, Jugendarbeit und häusliche Krankenpflege seinen Anfang nahm, hat sich in den zurückliegenden vier Jahrzehnten in eine beeindruckende und große Organisation mit den verschiedensten Einsatzfeldern im Dienste der Menschen entwickelt: Der Johanniter Regionalverband Ostbayern ist 40 Jahre und ein zentraler Baustein im sozialen Leben der Region. Mit einem Engagement für die Menschen von der Wiege bis zum Lebensende.

Grund genug, im Rahmen einer Serie die Arbeit der Johanniter aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Erleben Sie die Entstehungsgeschichte und das segensreiche Wirken des Teams im Pentlinger Johannes-Hospiz und blicken Sie ins Bruder-Gerhard-Hospiz in Schwandorf. Schauen Sie sich in den Johanniter-Kitas um und lassen Sie sich zusammen mit den Kleinen von allerlei spannenden Abenteuern des Alltags begeistern. 

Erfahren Sie, wie der Hausnotruf jeden Tag und immer wieder tausenden Menschen Sicherheit gibt und mehr Selbstständigkeit im Leben ermöglicht. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen des Hotels Includio in Regensburg oder lassen Sie sich berichten von den vielen Projekten der Johanniter für Geflüchtete.


Im ersten Teil unserer Serie spricht Martin Steinkirchner, einer der drei Regionalvorstände der Johanniter Ostbayern, über eine Herzensangelegenheit in seinem jahrzehntelangen Wirken. Den Aufbau der beiden Hospize in Pentling und Schwandorf. Das Interview führte OK-Herausgeber Hubert Süß.

Im März 2023: Baustelle des Bruder-Gerhard-Hospizes, Schwandorf.

Der Hospiz-Gedanke, den Menschen das Leben bis zuletzt zu ermöglichen.

Martin Steinkirchner
Wann und wodurch ist Dir der Bedarf aufgefallen? Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Das war eigentlich wie schon so oft im Leben ein Zufall. Ich lernte bei irgendeinem Anlass Petra Seitzer kennen, die damalige Vorsitzende des Hospizvereins Regensburg. Sie erzählte mir über deren Arbeit im ambulanten Hospizbereich und wir dringend die Region eigentlich ein stationäres Hospiz benötigen würde. Das hat mich dann doch etwas betroffen gemacht, weil wir hatten ja damals schon medizinische Versorgung auf Niveau einer Uniklinik, zwei Palliativstationen, einen sehr engagierten Hospizverein, aber kein stationäres Hospiz. Und ich dachte mir, das kann für so eine Region wie diese um Regensburg eigentlich nicht sein. Und das hat dann zur Entscheidung geführt, dass wir uns in diesem Bereich engagieren.

Wie geht man so etwas an, intern und nach außen?

Nun ja, das lässt sich jetzt nicht in wenigen Worten beantworten. Intern legt man sich einen Projektplan zurück, extern sucht man Unterstützer, zum Beispiel große Unternehmen, die Repräsentanten der Politik. Unser Ziel war es, ausreichend Spenden für das Projekt zu sammeln.  Dazu muss man viele Menschen von der Idee überzeugen, was uns, denke ich, durch sehr intensive Kommunikation recht gut gelungen ist.

Welche Meilensteine gab es auf dem Weg dazu, das Johannes-Hospiz zu starten?

Meilenstein war die erste Spendensumme von 1 Million €, als wir diese erreicht hatten, wurde der Bau gestartet.

Welche Eindrücke und Erfahrungen sind Dir am prägensten erhalten geblieben?

Das war eine unserer ersten Gäste im Johannes Hospiz, welcher ein dreiviertel Jahr bei uns verbrachte. Er war sehr aufgeschlossen und freundlich und suchte immer Kontakt zu anderen Gästen und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Er führte die Grillkultur ins Hospiz ein, da er öfters für uns grillte. Und er interessierte sich sehr für Fußball, insbesondere für die damals stattfindende Fußball WM, als Deutschland Weltmeister wurde. 

Kurz vor dem WM Spiel ging dann der Fernseher kaputt und wir mussten alle Hebel in Bewegung setzen, damit es uns noch gelungen ist, ihm das Ansehen des Endspiels zu ermöglichen. Das ist uns auch gelungen. Kurz nach Ende der WM verabschiedete er sich von uns für immer.

Welche Personen haben sich durch welche Taten besonders ausgezeichnet?

Die Petra Seitzer durch Ihre unermüdliche Unterstützung damals beim Aufbau des Hospiz ist und natürlich unsere Hospizleitung. Frau Sabine Sudler, die durch ihre ruhige, ausgeglichene Art und ihre hohe profunde Fachkompetenz das Hospiz erst zu dem machte, was es heute ist.

Was ist der Spirit der beiden Hospize?

Der Hospiz-Gedanke, den Menschen das Leben bis zuletzt zu ermöglichen. Insbesondere ist es uns wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse unserer Gäste einzugehen und alle vorhandenen Wünsche zu erfüllen.

Wie unterschied sich die Vorbereitung für das zweite Haus von der für das erste?

Viele Erfahrungen aus dem Bau des ersten Hauses können wir jetzt beim zweiten Hospiz mit einbringen. Ansonsten unterscheiden sich die Vorbereitungen nicht.

Was machen die Hospize mit der Region?

Das Thema Sterben wird dadurch als normaler und unvermeidlicher Prozess in das Bewusstsein der Gesellschaft als Normalität gerückt.

Wie wird die Entwicklung weitergehen?

Mit der Inbetriebnahme des zweiten Hospizes ist erst mal der Bedarf für die Region gedeckt. Deshalb kann hier keine Prognose abgegeben werden ob es noch einen weiteren Ausbau geben wird. Wichtig ist es, die Arbeit der beiden Hospize zu stabilisieren und insbesondere das neue Hospiz im Hospiz – und Palliativnetzwerk der Region Schwandorf zu etablieren.

Ist es schwieriger, für Hospize Personal zu bekommen, als z.B. für Kitas - weil es psychisch ja viel belastender sein kann, im Hospiz zu arbeiten?

Hospize sind besondere Einrichtungen, und insofern ist auch der Arbeitsplatz ein sehr besonderer. Deshalb fällt es uns nicht schwer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diese sehr wertvolle Herausforderung zu gewinnen. Allerdings müssen wir durch enge Begleitung und Supervisionen sehr gut auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufpassen, eben aufgrund der hohen psychischen Belastung.

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