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Die Historie des Bergbaus wachhalten

Von Hans-Peter Weiß

Schwarzenfeld. Der Flussspat-Bergbau rund um Schwarzenfeld, Stulln, Nabburg, Wölsendorf bis hinüber nach Wundsheim hat diese Region weltberühmt gemacht. In den 1950er Jahren wurden hier weltweit die höchsten Fördermengen erzielt. Annähernd 1000 Menschen lebten in der Blütezeit vom Spatabbau. Der in allen Farben aufgefundene Fluorit ist bei Mineraliensammlern sehr begehrt.

Adrian Lang beschäftigt sich schon Jahrzehnte mit demBergbau in der Region und betreut auch die Mineraliensammlung im Schwarzenfelder Rathaus. In einemsehr informativen Vortrag referierte Lang über die Geschichte des einstigen Bergbaureviers, die aktuelle Situation und gab auch Verantwortlichen Anregungen, wie die prägende Bergbauära auch in Zukunft wach gehalten werden kann. Auch Bürgermeister Peter Neumeier ließ es sich nicht nehmen über die Thematik "Weltbekanntes Wölsendorf – Bergbaugeschichte der Region in neuen Bildern" mehr zu erfahren. Der Referent ging kurz auf die Entstehung der Flussspatgänge vor rund 300 Millionen Jahren und die Suche nach Edelmetallen ein. Zunächst suchte man nach Silber in Bleierzen. Als man ab 1800 für den Flussspat eine Verwendung fand ging es mit dem Bergbau los. Ab 1904 setzte die Bahnverladung ab Wölsendorf ein. In den 1950er Jahren wurde der Höhepunkt erreicht. „Mit 150 000 Tonnen wurde im Revier die weltweit höchste Fördermenge erreicht beziehungsweise rund1000 Menschen lebten vom Bergbau", erzählte Lang. Dann setzte langsam der Niedergang ein. Erste Schließungen gab es bereits in den 1960er Jahren. Die letzte Grube Hermine wurde 1987 geschlossen.

Ein letztes Überbleibsel ist die chemische Fluorindustrie in Stulln, die ihre Rohstoffe international einkauft. Aus den zahlreichen Gruben wurden in etwa 3 Mio. Tonnen Fluorit abgebaut. Bis heute ist das Bergamt für die Bergsicherung verantwortlich. „Die noch vorhandenen Spuren in der Landschaft werden leider behördlicherseits getilgt anstatt sie der Nachwelt zu erhalten" kritisierte Lang. Leider ist auch der derzeit unter Wasser stehende Reichhardt-Schacht dem Untergang geweiht. „Dennoch sollte man sich alleOptionen für zukünftige Projekte offen lassen", meinte der Mineralienfachmann.

Besonders haben die Mineralien Wölsendorf weltbekannt gemacht und fehlen in keinerMuseumssammlung dieser Welt. Unter hiesigen Sammlern, wie auch überregional, war und ist der farbige Flussspat sehr beliebt. Während links der Naab die eher helleren Farben vorherrschen, sind es westlich des Flusses eher die dunkle Farbkompositionen. Durch tektonische Bewegungen kristallisierte der Fluorit in rund 50 Millionen Jahren in den Hohlräumen zu prächtigen Würfeln und Oktaedern in verschiedensten Farben. Weltbekannt sind die seltenen Oktaeder vom Marienschacht und die Honigspatstufen vom Johannesschacht. In mühsamer Arbeit unter Tage wurden sie einst von den Bergleuten verbotener Weise nach oben geschmuggelt. „Zum Glück", meinte der Sprecher. Zu Weltruhm hat es auch das stark uranhaltige Wölsendorfit gebracht. Sogar ein Briefmarkenblock aus dem westafrikanischen Guinea-Bissau nimmt sich der Mineralien aus dem Wölsendorfer Revier an.

Mineralien Sammeln auf den alten Schachtanlagen ist heute kaum mehr möglich. Vom Erbe des hiesigen Bergbaus sind noch einige Zeugnisse vorhanden, die es aber zu erhalten gilt. „Vielleicht gelingt es ja in Zukunft, die jetzt über den Landkreis verstreuten Relikte des Flussspatbergbaues zubündeln. Andernorts hat man es geschafft, die örtliche Montan-Geschichte zu einem touristischen Anziehungspunkt zu machen, der auch wirtschaftlich tragbar ist. Warum sollte das hier nicht gelingen, wo mit der benachbarten Seenlandschaft jährlich wachsende Besucherzahlen in der Region zu verzeichnen sind", so das abschließendes Fazit von Adrian Lang.

Der Referent rundete seinen Vortrag mit brillanten Fotos von alten, teils längst vergessenen Fundstätten, die sich die Natur zurückgeholt hat, von alten Schachtanlagen und aktuellen Fotos von Bergsicherungsarbeiten ab. Im Foyer des Rathauses konnten die Besucher die Dauerausstellung besichtigen, die einen umfassenden Querschnitt der gefundenen Mineralien mit ihren Besonderheiten zeigt. Neben einigen Museumsstufen sind auch viele Stücke zu sehen, welche die Bayerische Mineralogische Staatssammlung der Gemeinde dankenswerterweise als Leihgaben zur Verfügung gestellt hat.

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Auch ein Briefmarkenblock aus Afrika erinnert an das Bergbaurevier.
Ein Wunder der Natur: Leuchtend gelber Honigspat.
Im Rathaus befindet sich eine großartige Fluorit-Sammlung.
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